Achtung, wenn du in der Nacht in Japans schneebedeckten Wäldern des Nordens unterwegs bist. Dort wartet vielleicht Yuki-Onna auf dich, die auf den ersten Blick ganz harmlos wirkt. Und einen zweiten Blick bekommst du durch das Schneegestöber, das sie hervorzaubert, gar nicht.
Der Schein trügt
Yuki-Onna ist eine zierliche Frau mit weißer, fast transparenter Haut und langen schwarzen Haaren. Oft wird sie mit blauen Lippen dargestellt. Sie trägt einen eleganten Kimono und ist großgewachsen, in manchen Schilderungen ist sie sogar drei Meter groß. Immer wieder wird aber ihre atemberaubende Schönheit erwähnt. So lieblich wie ihr Aussehen beschrieben wird, so garstig ist ihr Wesen. Ein Mensch ist sie jedoch nicht und das sieht ist vor allem an einer Sache ersichtlich: Sie hat keine Füße! Stattdessen schwebt sie. Das hat den Vorteil, dass sie keine Fußspuren im Schnee hinterlässt. Laut manchen Überlieferungen kann sie sich auch in eine Nebelwolke verwandeln.
Tödliche Absicht
Obwohl die Sagengestalt zwar in ganz Japan bekannt ist, befindet sie sich angeblich nur in bergigen Regionen mit viel Schneefall. Vor allem im tiefsten Winter, wenn es besonders kalt ist, ist sie zu sehen. Yuki-Onna ist hinterlistig, denn sie lockt Wanderer in ihr Verderben. Und das mit ganz vielen Mitteln. Verirrten Eltern auf der Suche nach ihrem Kind gaukelt sie vor, im Besitz dessen zu sein. Männer werden von ihrer Schönheit verführt und dann mit einem Kuss getötet. Meistens führt die Yuki-Onna ihre Opfer einfach nur Schneetreiben, aus dem sie nie mehr entkommen. Dort verwendet sie ihre Zauberkräfte, um sie zu Eis erstarren zu lassen. In manchen Überlieferungen ernährt sie sich auch noch von der Lebensenergie der Menschen.
Hat Yuki-Onna doch ein warmes Herz?
Yuki-Onna ist in manchen Sagen, die über sie erzählt werden, nicht nur böse und kaltherzig. Manchmal empfindet sie auch Mitleid mit den Menschen und lässt sie wieder gehen. Eine bekannte japanische Sage über sie erzählt davon, dass sie einen kleinen Buben am Leben lässt, aber nur, wenn er verspricht, niemals von ihr zu erzählen. Viele Jahre später, der Bub ist mittlerweile erwachsen, verliebt er sich in eine arme Frau ohne Familie. Sie bekommen Kinder miteinander. Aufgrund seiner starken Liebe zu ihr, erzählt er ihr schließlich von seiner Begegnung mit der Schneefrau vor vielen Jahren und bricht so seinen Schwur. Dann offenbart sich seine Ehefrau plötzlich als Yuki-Onna selbst. Doch sie tötet ihn nicht und verschont ihn ein zweites Mal, dieses Mal aus Liebe zu den Kindern. In den Armen ihres Mannes schmilzt sie und wurde darauf nicht mehr gesehen.
Es muss nicht immer eine junge Frau sein, sie kann auch in unterschiedlichen Formen erscheinen. Hier sind weitere Namen, unter denen die Schneefrau bekannt ist:
- Yuki-Musume (Schnee-Mädchen)
- Yuki-Onago (Schnee-Maid)
- Yuki-Jorō (Schnee-Dirne)
- Yuki-Onba (Schnee-Großmütterchen)
- Yukinba (Schnee-Hexe)
Je nach Region und Überlieferung kann die japanische Schneefrau also unterschiedliches Aussehen annehmen. Sie ist also nicht immer eine junge Frau, sondern auch mal ein Großmütterchen.
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