In vielen Sagen weltweit wimmelt es förmlich von Halbwesen. Auch der russische Volksglauben ist keine Ausnahme: Hier gibt es die Sirin, halb Eule, halb Frau. Sie besitzen den Körper einer Eule, Kopf und Brust sind allerdings die einer schönen Frau.
Die Sagengestalt Sirin im russischen Volksglauben
Schenkt man den Erzählungen Glauben, sind die Sirin keine Freunde der Menschen: Sie werden als Vögel gesehen, die symbolisch für Kummer und Trauer stehen. Innerhalb des russischen Glaubens haben die Vogelwesen aber auch „gute“ Verwandte: die Alkonost. Auch sie sind halb Vogel, halb Frau – stehen allerdings symbolisch für die Hoffnung und Glück & sind Freund:innen der Menschen.
| Sirin | Alkonost |
|---|---|
| halb Eule, halb Frau | halb Eule, halb Frau |
| vielfach mit schwarzem Gefieder dargestellt | meist mit weißem Gefieder dargestellt |
| steht symbolisch für Trauer und Kummer | steht symbolisch für Glück und Hoffnung |
Das Zuhause der Sirin
Dem russischen Volksglauben zufolge leben die Sagengestalten in der Nähe des Gartens Eden bzw. in indischen Landen in der Nähe des Euphrats. Viele denken auch, die Halb-Vögel wären mit den griechischen Sirenen verwandt: Gleich wie die griechischen Wesen sagt man auch ihnen nach, sie würden Heilige Lieder singen. Für alle sterblichen Menschen seien die Gesänge der Sirin gefährlich, so die Sagen. Denn bei ihrem Klang würden Menschen den Verstand verlieren und den Sagengestalten in den Tod folgen. Wer nach einem Mittel sucht, um die Sirin abzuwehren: Laute Geräusche wie der Schuss einer Kanone oder das laute Läuten von Kirchenglocken schlagen die Sagenfigur in die Flucht.
Die Sirin in Kunst & Bildhauerei
Die Vogelwesen sind ein beliebtes Motiv für Bildhauerei und Malerei innerhalb Russlands: Tatsächliche stellen viele Künstler:innen die Sagengestalten vor allem in Verbindung ihrer Gegenpole, den Alkonost, dar. So auch in diesem Gemälde von Viktor Mikhailovich Vasnetsov aus dem 19. Jahrhundert.
Kurz zusammengefasst: 3 Fakten zu den Vogelwesen
- Sirin sind Halbwesen: Ihr Oberkörper ist der einer schönen Frau, der Rest ihres Körpers ist jener einer Eule.
- Der russische Volksglaube besagt, dass ihr Gesang sehr gefährlich für Menschen ist: Er führt zum Wahnsinn.
- Um eine Halb-Eule abzuwehren, feuert man am besten eine Kanone ab oder lässt Kirchenglocken laut läuten.
„Wusstet ihr, dass der Autor Vladimir Nabokov – bekannt für seinen Roman „Lolita“ – in den russischen Ausgaben seiner Werke manchmal „Sirin“ als Pseudonym benutzt hat?
Infozwerg Idelbert
Das tat er, weil der Name im russischen Glauben mit dem religiösen Schriftsteller St. Ephram dem Syrer verbunden ist. „Sirin“ steht im übertragenen Sinn also für „Poet“.“
