Roggenwolf: Kinderschreck und Korndämon

Unersättlich, gierig und gefräßig: Das sind die Eigenschaften, die der Sagengestalt Roggenwolf in den germanischen Sagen und im Brauchtum zugeschrieben werden. Der Roggenwolf streift als Korndämon durch die Felder und sorgt entweder für ein fruchtbares Feld oder verringert die Fruchtbarkeit des Feldes – weil er in seiner Gefräßigkeit das komplette Korn des Feldes auffrisst.

Aussehen & Eigenschaften als Korndämon: Der Roggenwolf

Der Roggenwolf ist – wie sein Name schon sagt – ein großer, gefräßiger & unersättlicher Wolf. In einigen Sagen wird ihm auch unterstellt, er habe so viel verschlungen, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Wer es nachts in den Kornfeldern brüllen, heulen und rascheln hört, hat es mit dem Roggenwolf zu tun. Und wenn der Wind wellenförmig durch das Kornfeld fährt und die Ähren wogen, ist der Roggenwolf mit seinem Rudel unterwegs – so sagt man.

wolf im wald, sitzend. symbolbild fuer den roggenwolf (c) pixabay - andrea bohl
Wolf im Wald, sitzend. (c) Pixabay – Andrea Bohl

Daher wird der Roggenwolf neben seiner Funktion als Korndämon oft auch als Wind- und Wettergeist in den Sagen beschrieben. Manchmal wird er auch als „Windwolf“ bezeichnet – denn mit seinem Heulen und Brüllen auf der Jagd nach Futter verursacht er auch starke Windböen.

Kinderschreck Roggenwolf

In den Erzählungen und Sagen werden Roggenwölfe aber auch als Kinderschreck bezeichnet: Kinder, die in den Feldern unterwegs sind und Kornblumen pflücken oder verstecken spielen, sollen sich vor den Roggenwölfen in Acht nehmen. Die Wölfe beißen, packen und zerreißen die Kinder – und tragen sie mit sich fort. Die Seelen derer, die einem Roggenwolf zum Opfer gefallen sind, müssen bis zur nächsten Ernte in den Bäumen umherfliegen. Erst danach sind sie erlöst.

Herkunft des Roggenwolfes

Der Roggenwolf ist eine Gestalt aus der germanischen Mythologie. Roggenwölfe sind die Kinder der Roggenmuhme: Auch Roggenmuhmen leben in den Kornfeldern, sind ein Kinderschreck und ein Korndämon. Doch was sind eigentlich Korndämonen?

Korndämonen ist ein Überbegriff für alle übernatürlichen Wesen, die sich in den Feldern aufhalten und mit der Ernte assoziiert werden. Ein bekannter Korndämon ist zum Beispiel auch der Kornmann. Die Ursprünge der Sagen rund um Korndämonen liegen in den Natur- und Erntegeistern: Von ursprünglich „guten“ Göttern, die für eine gute Ernte sorgen sollten, wurden sie allmählich zu Kinderschreck-Gestalten und gefürchteten Dämonen.

Kurz gefasst: Die 3 wichtigsten Facts

  1. Roggenwölfe sind Korndämonen.
  2. Sie sorgen entweder für ein fruchtbares Feld oder für Ernteausfälle. (Je nachdem, welches Sagenmaterial vorliegt.)
  3. Die Wölfe werden aber auch von vielen Eltern als Warnung benutzt, damit ihre Kinder nicht allein in den Kornfeldern spielen.

Oft verwechselt: Unterschiede zum Werwolf

Trotz seiner unverwechselbaren Eigenschaften wird der wölfische Korndämon oft mit der Gestalt des Werwolfs verwechselt. Hier ein Überblick über alle Unterschiede zwischen den beiden Fabelwesen:

RoggenwolfWerwolf
durchgehend Gestalt eines Wolfs, kann sich nicht verwandelnverwandelt sich nur bei Vollmond in einen Wolf, ansonsten menschliche Gestalt (Wertier)
Korndämon: starke Verbindung mit der Erntekeine Verbindung zur Ernte
Kinderschreck-Figurweit verbreitete Legende bzw. Fabelwesen, auch eine Kinderschreckfigur
stiehlt Kinder, beißt bzw. verschleppt sie (Seelen der gefangenen Kinder müssen nun bis zur nächsten Ernte im Kornfeld bleiben)durch den Biss eines Werwolfs setzt die eigene Verwandlung des Opfers ein
infozwerg idelbert auf sagengestalten.net spricht über den roggenwolf

„Wusstest du, dass der Roggenwolf in seiner Funktion als Kinderschreck auch „Gelbzahn“ genannt wird?
Diese Gestalt hat sich im Volksmund sozusagen „verselbstständigt“ und wird oft als Mann mit gelbem Zahn und feurigen Augen dargestellt & beschrieben. Der Gelbzahn lauert in Scheunen oder auf Dachböden, beißt Kinder und nimmt sie mit. Wohin, weiß keiner so genau.“

Infozwerg Idelbert
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