Rasselbock: Der gehörnte Hase

Du glaubst, einen Hasen mit Hörnern gesehen zu haben? Das könnte ein Rasselbock gewesen sein. Eine Sagengestalt, die sich der Sage nach vor allem in den Wäldern des deutschsprachigen Raums versteckt.

Ein seltsamer Hase

Kuschelig, flauschig, klein und süß: So würde ein Hase wohl am ehesten beschrieben werden. Beim Rasselbock handelt es ich aber keinesfalls um einen gewöhnlichen Feldhasen. Der Raurackl, wie er von österreichischen Jäger:innen liebevoll genannt wird, ist nämlich alles andere als „nur“ ein Hase. Wie kann man sich nun den Rasselbock vorstellen? Das Mischwesen aus dem Wald, wird in Sagen als kleiner bräunlicher Feldhase mit gewaltigen Hörnern eines Rehbocks beschrieben. Die emporragenden Hörner lassen das kleine Tier größer und angsteinflößender erscheinen. Ebenso auffallend sind die großen Augen des Tieres. Auf manchen Abbildern ist die Sagengestalt mit Eckzähnen und/oder Flügeln, die für einen gewöhnlichen Hasen wahrlich ungewöhnlich sind, dargestellt.

Rasselbock, Christian Jilka
Rasselbock © Christian Jilka

Übrigens: Die weibliche Version des Rasselbocks wird als Rasselgeiß bezeichnet. Die Kinder der Sagengestalten werden liebevoll als Waldrasslinge tituliert.


Der Sage nach …

Wenn man den Erzählungen Glauben schenken mag, dann lebt der Rasselbock zurückgezogen vorwiegend in den Wäldern des deutschsprachigen Raums (Österreich, Deutschland, Schweiz). Im Thüringer Wald, in Mark Brandenburg oder im Schwarzatal wurde die Sagengestalt angeblich bereits gesichtet. Vielerorts werden auch Spuren im Schnee als Beweis für die Existenz des Rasselbocks gedeutet. Und wer weiß, vielleicht entdeckst auch du beim nächsten Spaziergang ungewöhnliche Spuren im Schnee …

Fürchten muss man sich vor dem Rasselbock nicht. Denn das Mischwesen aus den Wäldern lebt lieber zurückgezogen und lässt sich nicht gerne blicken. Es gibt unzählige Geschichten rund um den Rasselbock. Eine dieser besagt, dass er sich nur von einem gutaussehenden Mädchen fangen lässt. In einer anderen Erzählung werden gar Tipps und Tricks verraten, wie das Wesen am besten eingefangen wird. Dies sollte am besten mit dem Licht einer nicht tropfenden Kerze zu Vollmond funktionieren. Das Licht irritiert den „falschen Hasen“ und zack kann man das Mischwesen mit einem Stock und einem Kartoffelsack fangen. Wir würden von der Jagd auf die Sagengestalt aber abraten, denn bei mystischen Wesen, weiß man schließlich nie, was einen erwartet.

Ein Wesen, viele Bezeichnungen

Es ist nicht selten, dass Sagengestalten an unterschiedlichen Orten anders bezeichnet werden. So ist es auch beim Rasselbock. Er wird ebenso mit den Begriffen Wolpertinger, Dilldapp, Delbentritsch, Elwetritsch, Dahus oder in Amerika mit dem Jackalope in Verbindung gebracht. Achtung: Nicht alle genannten Sagengestalten entsprechen exakt der Darstellung des Rasselbocks. Sie weisen lediglich Ähnlichkeiten auf oder stehen in naher Verwandtschaft zu selbigem. 

Ein berühmter Hase

Der Rasselbock taucht im Laufe der Geschichte immer wieder auf. Erstmals wurde die Sagengestalt im Jahr 1554 in Conrad Gessners Historia Animalum als Lepus cornutus (gehörnter Hase) erwähnt. Später beschäftigen sich Maler wie Rubens mit dem Mischwesen. Auf der sogenannten Girlandenmadonna, welche der Maler gemeinsam mit Jan Brueghel d. Ä. fertigte, ist ein kleiner Rasselbock zu entdecken.

4 Dinge, die du (wahrscheinlich) noch nicht über den Rasselbock weißt:

  • Der Rasselbock wird der Sage nach ungefähr 15 Jahre alt.
  • Dank seiner übergroßen Augen, kann die Sagengestalt in alle Richtungen blicken.
  • In Blankenhain in Thüringen wurde der Rasselbock auf sogenannte Notgeldscheine gedruckt.
  • In der Gemeinde Sitzendorf gab es eine Ausstellung über Fabelwesen, bei der auch der Rasselbock zu bestaunen war.
infozwerg idelbert auf sagengestalten.net

„Willst du Rasselböcke fangen. Wenn du diese Redewendung hörst, dann versucht vielleicht gerade jemand deine Autorität zu untergraben. Die Redewendung ist rhetorisch zu verstehe und stellt den Versuch dar, die Autorität einer erfahreneren Person zu untergraben.“

Infozwerg Idelbert
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