Hinzelmann: Zwischen Gut und Böse

Eigentlich ist es ganz nett: Deine Hausarbeit erledigt sich von alleine, und dazu noch ganz ordentlich. Du musst nichts machen. Wäre da nicht diese unheimliche Kinderstimme, die im Haus immer wieder zu hören ist. Da ist kein Kind, aber woher kommt die Stimme? Vielleicht ist es der Hinzelmann.


Sagengestalt aus dem Böhmischen Gebirge

Ludwig Bechstein beschrieb den ursprünglich auf Schloss Hudemühlen in Hodenhagen umgehenden Hinzelmann als gestaltlos und mit der Stimme eines Kindes sprechend. Der gutmütige Kobold verrichtet nicht nur die Hausarbeit, sondern tut auch ansonsten allerhand Gutes. Reizen darf man ihn allerdings nicht, denn der Hinzelmann kann sehr garstig werden. Bechstein beschreibt auch Auftritte des Hinzelmanns in der Gestalt toter Kinder.

Darstellung Hinzelmann Canvas
Darstellung Hinzelmann, Canvas

Nach den Brüdern Grimm

Der kleine Kobold verließ Schloss Hudemühlen im Jahr 1588 freiwillig und soll seither in Eystrup in Niedersachsen ansässig sein. Hier kennen ihn auch schon die Brüder Grimm, die den Kobold als zuerst lärmend und polternd, dann mit dem Hauspersonal redend darstellen. Bei zunehmenden Vertrauen auch seitens der Hausherren soll der Hinzelmann den gesamten Hausstand mit Singen und Lachen unterhalten haben. Laut der Grimmschen Erzählung wird der Hinzelmann auch Lüring genannt und musste das Böhmische Gebirge verlassen, weil man ihm dort nicht wohlgesonnen sei. Seine Frau trüge den Namen Hille Bingels, er sei ein ehrbarer Bursche.

Belohnungen und Bestrafungen

Nach allerlei Grauen und Verstrickungen lernt der Hausherr in der Grimmschen Erzählung, mit dem Hinzelmann im Haus zu leben. Und der unterstützt von diesem Zeitpunkt an das Personal, räumt in der Nacht die Küche auf, beschafft verlorene und verlegte Gegenstände wieder, leitete das gesamte Hauspersonal freundlich und munter an. Auch die Tiere im Stall wurden von ihm versorgt, er striegelte die Pferde besonders sorgfältig. Die Erzählungen sind ziemlich ausführlich und anekdotisch. Am Ende bestraft der Hinzelmann diejenigen, die ihn schimpfen oder ihm Böses wollen, auf eine harmlose, aber unangenehme Art und Weise.

Vorläufer der Kölner Heinzelmännchen?

So ganz lässt sich der kleine Kobold nicht zuordnen. Die Parallelen zu den Erzählungen rund um die Kölner Heinzelmännchen sind aber sehr auffällig. Die Kölner Sage ist noch nicht so alt, Vorläufer werden in erstmals um 1820 auftauchenden Erzählungen der Brüder Grimm vermutet. Konkret geht es um die zuvor mündlich überlieferte Sage „Des kleinen Volkes Hochzeitsfest auf der Eilenburg“.

Auffällig ist jedoch, dass nicht nur diese Sage, sondern eben auch die Erzählung vom Hinzelmann deutliche Züge der Heinzelmännchen (von der Namensähnlichkeit ganz zu schweigen) zeigen. Andere Kulturkreise kennen übrigens ähnliche Gestalten.

  • Englischer Sprachraum, v. a. Schottland: Brownies
  • Skandinavien: Nisse und Tomte
  • Niederlande: Kabouters
  • Hawai’i: Menehune
infozwerg idelbert auf sagengestalten.net

„Vielleicht stand der Hinzelmann auch zusammen mit den Heinzelmännchen Pate für die Gartenzwerge, die es seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt, und für die Mainzelmännchen des ZDF.“

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