Der Berggeist ist in der deutschen, tschechischen und polnischen Sagenwelt bekannt. Er lebt im schlesischen Riesengebirge, in einem unterirdischen Höhlensystem unterhalb der Schneekoppe. Wie Rübezahl aussieht? Hier sind sich die Sagen uneinig: Manchmal erscheint er als Riese, manchmal als alter Mann. Oft zeigt sich der Herr der Berge auch als Mönch oder in Tiergestalt, wie etwa als Rabe oder Esel.
Berggeist, Schatzmeister & Helfer: Sagen rund um Rübezahl
So vielgestaltig wie er selbst beschrieben wird, so unterschiedlich sind auch die überlieferten Sagen rund um den Berggeist bzw. Waldschrat aus dem Riesengebirge: Er tritt als Freund & Helfer in der Not auf und beschenkt die ehrlichen Menschen mit Reichtum. Die Unehrlichen werden jedoch von ihm bestraft. In vielen Sagen spielt Rübezahl den Menschen Streiche und verschenkt beispielsweise wertlose Dinge, die sich später in Gold verwandeln – oder umgekehrt.
Der Name „Rübezahl“ & seine Herkunft
Für den sonderbaren Namen des Berggeists gibt es zwei Erklärungsversuche: Eine Version ist für alle Fans von guten Stories, die andere beschäftigt sich mit dem Namen aus linguistischer Sicht.
Verzauberte Rüben & eine Königstochter
Der Schriftsteller Johann Karl August Musäus hat 1780 die „Legenden von Rübezahl“ aufgeschrieben. Und mit der Niederschrift der Sage „Wie Rübezahl zu seinem Namen kam“ eine schmachvolle Erfahrung des Berggeists dokumentiert: Eines Tages beschloss der Herr der Berge, eine Königstochter in sein unterirdisches Reich zu entführen, um sie zu heiraten. Gesagt, getan. Von Heimweh geplagt, wollte die Königstochter jedoch nach Hause zurückkehren. Um sie zu trösten, bekam sie von ihrem Verehrer verzauberte Rüben geschenkt. Wo der Zauber in den Rüben lag? Sie konnten auf Wunsch der Königstochter ihre Gestalt verwandeln. Die Königstochter versprach dem Berggeist daraufhin, ihn zu ehelichen, wenn er ihr die genaue Anzahl verzauberter Rüben auf dem Feld nennen konnte: Und während Rübezahl zählte (zur Überprüfung seines Ergebnisses gleich zweimal), verwandelte die Königstochter eine Rübe in ein Pferd und floh. Allerdings erst, nachdem sie den zählenden Berggeist als „Rübezahl“ verspottet hatte.
Aus linguistischer Sicht
Linguist:innen leiten den Namen „Rübezahl“ aus dem Mittelhochdeutschen ab: „Riebe“ war ein Eigenname, während „zagel“ (neuhochdt. „Schwanz“) auf die dämonische oder tierische Erscheinungsform hinweist. Seine polnischen Namen sind übrigens alles wörtliche Ableitungen vom deutschen „Rübezahl“: Liczyrzepa, Rzepolicz, Rzepiór, Rzepnicz.
5 spannende Facts über den Herrn der Berge
Wusstest du, dass …
- … es in Görlitz ein eigenes Museum über ihn gibt? Im Museum, das von Ingrid Vettin-Zahn 2005 – ein Jahr vor ihrem Tod – eröffnet wurde, gibt es zahlreiche Exponate rund um den Berggeist zu bewundern: Angefangen bei Ansichtskarten, über Grafiken und Statuen bis hin zu Büchern in allen möglichen Sprachen und Exponaten aus der Welt des Theaters und der Marionettenbühnen.
- … eine Schokoladenfirma nach Rübezahl benannt ist? Der Kaufmann Josef Cersovsky hat 1949 einen Süßwaren-Laden in Plochingen am Neckar eröffnet. Er war im Riesengebirge mit den Sagen aufgewachsen und benannte kurzerhand seinen Laden nach dem Berggeist. Mittlerweile ist Rübezahl Schokoladen ein bekannter Hersteller von Schokoladen-Figuren aller Art.
- … die Sagen rund um Rübezahl auch J.R.R. Tolkien inspiriert haben? Der Schriftsteller hat bei einem Kuraufenthalt eine Postkarte erstanden, auf der „Der Berggeist“ von Josef Madlener abgebildet ist. Madleners Bild zeigt Rübezahl als alten Mann, gekleidet in einen Mantel und mit einem großen Hut. Tolkiens Notiz am Rand der Karte: „The origin of Gandalf“.
- … 1999 sogar ein Asteroid nach dem Herr des Riesengebirges benannt wurde?
- … der Berggeist sogar seinen eigenen Song bekommen hat? Die Band „Dschingis Khan“ war von dem Sagenmaterial so inspiriert, dass sie 1982 den Song „Rübezahl“ veröffentlicht hat.
Kurz zusammengefasst
- Der Herr der Berge ist ein Berggeist, der im schlesischen Riesengebirge wohnt.
- Er tritt in den Sagen unterschiedlich auf: Als Freund & Helfer der Menschen in Not, als Berggeist, der Streiche spielt oder als bestrafende übermenschliche Instanz.
- Der Name, unter dem er bekannt wurde, ist eigentlich ein Spottname.
Die 3 besten Filme über den schlesischen Berggeist
Wer Filme liebt, wird hier garantiert fündig:
Filmtitel | Erscheinungs-Jahr |
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„Rübezahl – Der Herr der Berge“ | 1957 |
„Rübezahl & der Burgvogt“ | 1977 |
„Rübezahls Schatz“ | 2017 |