Moort: Eine albtraumhafte Sagengestalt

Atemnot, ein Druckgefühl auf der Brust, unruhiger Schlaf – allesamt Zeichen, dass man nachts Besuch von einem Moort bekommen hat. Das Wesen tritt in weiblicher oder männlicher Gestalt auf und ist die Personifizierung eines Albtraums.

Aussehen: Woran erkennt man eine/n Moort?

Ein Moort kann in männlicher oder weiblicher Gestalt auftreten, meistens nimmt das Wesen aber das gegensätzliche Geschlecht zu seinem Opfer an. In den meisten Sagen greift ein weiblicher Moort ein männliches Opfer an.

illustration eines moorts (c) christian jilka
Moort © Christian Jilka

Ob männlich oder weiblich, die Eigenschaften bleiben gleich: Auffallend schön in ihrer menschlichen Gestalt – teilweise auch unbekleidet. Das Wesen kann die Gestalt aber auch verändern: Um durch kleine Ritzen, Türspalten oder Schlüssellöcher in die Schlafzimmer seiner Opfer zu gelangen, macht es sich lang und dünn oder taucht in Gestalt eines Tieres auf. Unbemerkt wie ein Lufthauch gelangt es also zu seinen Opfern.

Der Ritt des Moorts

Ist ein Moort erst durch offene Schlüssellöcher oder Ritzen in das Schlafzimmer gelangt, setzt er/sie sich rittlings auf Rücken oder Bauch des Opfers und drückt die Kehle zu. Oft bereitet das Wesen den Schläfer:innen auch lediglich einen unangenehmen Druck auf der Brust. Aber nicht nur Menschen können Opfer eines nächtlichen Moort-Ritts werden, auch Pferde werden oft von den Wesen geplagt: Haben sie morgens eine verfilzte Mähne („Moorklatten“ genannt), wurden die Tiere Opfer eines Angriffs. Hier zeigen sich viele Ähnlichkeiten zu anderen Sagengestalten, wie zum Beispiel dem Aufhocker oder dem Toggel.

Wo ist nun die Schwachstelle des Sagenwesens? Wie (fast) jede albtraumhafte Schreckgestalt hat auch dieses Wesen eine Schwachstelle: Es muss das Zimmer durch die gleiche Öffnung verlassen, durch die es gekommen ist. Stopft man das Schlüsselloch oder den Türspalt zu, ist das Wesen gefangen. Nun muss es sich auch in seiner menschlichen Gestalt zeigen.

In den Sagen werden auch weitere Methoden, einen Moort-Ritt zu beenden, geschildert:

  • Das Rufen des Namens von Opfer oder Moort selbst: Auf diese Weise können auch unbeteiligte Dritte das Geschehen unterbinden.
  • Den Moort in seiner dünnen Gestalt wie einen Strohhalm zwischen die Hände zu nehmen, unmittelbar nachdem er/sie sich durch das Schlüsselloch ins Zimmer geschlichen hat.
  • Das Wesen mit Handschuhen anzupacken: Es ist nämlich nicht nur schön, sondern hat auch eine aalglatte Haut und kann daher nur mit Handschuhen gepackt werden. Andernfalls rutscht man an der Haut ab.

Generell gilt: Alles, was man dem Wesen in Albtraumgestalt antut, widerfährt auch der menschlichen Erscheinungsform.

Herkunft des Namens

Der/die Moort wird auch als Moor, Maart, Mahrt, Mahr oder klassisch Nachtmahr bezeichnet. Moor bzw. Moort sind die Namen der Sagengestalt im niederdeutschen Dialektraum, wo zahlreiche Sagen erzählt werden.

Übrigens gibt es im Niederdeutschen auch ein eigenes Verb für das „albdrücken“: „moort-riden“ bzw. „morriden“. Damit kann man eine Nacht schlechten Schlafs gut beschreiben.

Kurz gefasst: die 3 wichtigsten Facts

  1. Der personifizierte Albtraum dringt durch kleinste Spalten und Ritzen in das Zimmer der Schlafenden ein.
  2. Wird man Zeuge eines Angriffs, ruft man laut den Namen des Opfers oder des Moorts und packt den Moort mit Handschuhen, um ihn vom Opfer zu reißen. Oder man schafft es gleich, den Moort in seiner schwächsten Form beim Eindringen in das Zimmer zu packen.
  3. Alles, was man einem Moort antut, geschieht auch seiner menschlichen Gestalt.

infozwerg idelbert auf sagengestalten.net

„Es wird erzählt, dass ein Knecht eines Tages eine Moort heiratete, die durch sein Schlüsselloch zu ihm kam. Trotz ihrer gemeinsamen Kinder und einer glücklichen Ehe fragte die Moort immer wieder danach, den Türspalt oder das Schlüsselloch zu sehen, durch das sie zum Knecht kam. Und eines Tages gestattete ihr Mann ihr den Wunsch – und sie verschwand für immer. Der Sage nach kehrte sie jedoch jeden Sonntagabend zurück, um ihre Kinder zu sehen, zu baden und zu kämmen!“

Infozwerg Idelbert
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