Tapfere Ritter und Edelmänner gegen einen furchteinflößenden, feuerspeienden Lindwurm. Die Sagen rund um die drachenähnlichen Geschöpfe verteilen sich quer über ganz Europa: Berühmtester Vertreter der Lindwürmer ist sicherlich Fafnir, den Siegfried in der Nibelungensage tötet.
Lindwurm oder Drache – und wo liegt jetzt der Unterschied?
Diese Frage hält Hobby-Kryptozoolog:innen nach wie vor auf Trab: Der Unterschied zwischen dem Lindwurm und seinem Verwandten liegt wie so oft im Detail. Fest steht, dass die meisten Lindwürmer auf zwei kurzen Beinen unterwegs sind, kurze Flügelchen und einen langen Schwanz haben. Aber die „zwei-Beine“-Faustregel zum Erkennen eines Lindwurms wäre ja keine Regel, wenn es keine Ausnahmen gäbe. Denn hin und wieder werden auch vier- oder mehrbeinige Exemplare in Sagen beschrieben oder in Büchern dargestellt.
Eine weitere Streitfrage ist jene, ob Lindwürmer denn nun Menschen fressen oder nicht. Auch hier scheiden sich die Geister von Lindwurmsage zu -sage – es scheint also individuelle Ernährungsgewohnheiten unter den Lindwürmern zu geben.
Man könnte nun meinen, der eindeutige Unterschied zum Drachen liege in der Kunst des Feuerspeiens: Doch auch hier steht der Lindwurm dem Drachen nichts nach und wird hin und wieder auch feuerspeiend dargestellt.
Innerhalb der Kryptozoologie wird davon ausgegangen, dass der Lindwurm eine Unterart der Drachen ist. Ein guter Ansatz – der einem bei einer Begegnung mit dem furchterregenden Tier jedoch wenig weiterhilft. Im Zweifelsfall empfiehlt sich: Nicht lange überlegen, sondern die Flucht ergreifen. Beide Sagengestalten sind gefährlich, hier sind sich alle einig.
Lindwurm | Drache |
---|---|
meist: 2 kurze Vorderbeine (wenige Ausnahmen) | vier- bis mehrbeinig |
kleine Flügelchen (flugunfähig) | große Flügel, mehrere Meter Flügel-Spannweite |
langer Schwanz („Wurm“) | langer Schwanz |
wurmartiger Körper | / |
speit Feuer | speit Feuer |
hält sich gerne unter Lindenbäumen auf | / |
Wortherkunft
Erstmals schriftlich bezeugt ist das althochdeutsche Wort „lintwurm“ im 9. Jahrhundert. Was es bedeutet? „Lint“ steht für „Schlange“, während „wurm“ kriechende Geschöpfe wie Würmer oder Schlangen bezeichnet. Der Lindwurm ist also nicht nach der Linde benannt, er hält sich nur gern unter diesem Baum auf.
Übrigens: Man kann das kriechende Drachengeschöpf auch als „Tatzelwurm“ bezeichnen – vor allem in Sagen aus dem Alpenraum und dem Alpenvorland werden die Lindwürmer oft als Tatzelwürmer bezeichnet.
Lindwürmer als Wappentiere
Im europäischen Raum ist der Wurm ein beliebtes Wappentier: Er wird meistens als grünes Tier auf schwarzem Hintergrund dargestellt, vielfach in Verbindung mit einer Linde – um ihn als Lindwurm zu kennzeichnen. Oft ist im Abbild auch eine Flamme inkludiert, um die Eigenschaft des Feuerspeiens zu unterstreichen. Jedes Wappen stellt einen berühmten Lindwurm aus der Gegend dar, wir haben hier ein paar bekannte Sagen für euch herausgesucht.
3 berühmte Lindwurmsagen
In der Sagenwelt Europas wimmelt es nur so von Lindwürmern. Zu den bekanntesten gehören:
- Klagenfurter Lindwurm
- Lindwurm von Ljubljana
- Fafnir (der Lindwurm, den Siegfried in der Nibelungensage tötet)
Die Sage vom Klagenfurter Lindwurm
Der Klagenfurter Lindwurm ist einer der bekanntesten Lindwürmer Österreichs: Mitten auf dem Neuen Platz in Klagenfurt wurde dem Untier sogar ein Denkmal gesetzt.
Vor vielen Jahren, als die Gegend rund um den Wörthersee noch wildes Sumpfland war, trieb ein fürchterliches Tier sein Unwesen. Ganze Rinderherden verschwanden und keiner, der einen Fuß in die unwegsame Gegend gesetzt hatte, kehrte wieder zurück. Das war dem Herzog ein Dorn im Auge: Er ließ einen hohen Turm vor der Waldgrenze bauen und versprach demjenigen, der den Lindwurm erlegte, den Turm sowie das Land im Umkreis zur Belohnung.
Das lockte natürlich einige mutige Lindwurm-Jäger an: So auch eine Gruppe von Knechten, die eine List anwandten, um das Tier zu töten: Ein Rind, an einen Widerhaken angebunden, musste als Köder herhalten. Hatte sich der Lindwurm erst im Rind verbissen, waren die Knechte zur Stelle – und töteten ihn mit Eisenlanzen. Da nun endlich Ruhe herrschte, konnte rund um den Turm eine Stadt errichtet werden: Das heutige Klagenfurt.