Jiang Shi: 5 Fragen zum Untoten

Was ist ein Jiang Shi? Wie sieht das Wesen aus? Und vor allem, wie wird man zu einem solchen? Diese Fragen – und einige mehr – werden hier beantwortet. Ein Jiang Shi – auch „Jiangshi“ oder „Jiang-shi“ geschrieben – ist ein Wesen aus der chinesischen Mythologie. Der Name der Sagengestalt bedeutet so viel wie „starrer Leichnam“: Es handelt sich hier also um einen Wiedergänger, Untoten bzw. Zombie.

Wie sieht ein Jiang Shi aus?

jiang shi im grab (c) christian jilka
Ein Jiang Shi, zwischen Bambusstangen und bereit zum Transport. (c) Christian Jilka

Mit „starrer Leichnam“ ist der Jiang Shi bereits ziemlich gut beschrieben: Charakteristisch ist die bereits eingesetzte Leichenstarre, wodurch sich der Wiedergänger nur mühsam, ruckartig oder eben hüpfend fortbewegen kann.
Die meisten Verstorbenen werden kurz nach ihrem Tod zum Jiang Shi und sehen deshalb frisch und eher schlafend als tot aus. Allerdings widersprechen diesem Teil der überlieferten Beschreibungen des Wesens auch einige Quellen: So können Jiang Shi auch erst einige Zeit nach ihrem Tod wiederauferstehen und verrotten dadurch auch als Wiedergänger. Neben dem starren Gang sind auch die weißen Haare, die nicht aufhören zu wachsen, charakteristisch. Die Fingernägel des Wesens sind schwarz und wachsen lang sowie krallenartig.
Mit dem in europäischen Sagen, Legenden und Mythen weit verbreiteten Vampir hat der chinesische Wiedergänger aber nichts gemeinsam: Er trinkt kein Blut. Allerdings entzieht er seinen Opfern etwas von ihrer Lebenskraft (ihrem „Chi“), da er keine eigene Lebensenergie mehr besitzt.

Erkennungsmerkmale eines Jiang-Shi
ruckartige, mühsame, leicht hüpfende Fortbewegung
starre Gliedmaßen
weißes Haar
lange, schwarze und klauenartige Fingernägel
entzieht den Opfern ihr „Chi“ (Lebenskraft)

Wie entsteht ein Jiang Shi?

Kurz gefasst: Wenn keine ordentliche und würdevolle Bestattung durchgeführt wird – egal ob absichtlich oder nicht. Der Geist oder die Seele der verstorbenen Person sind also unruhig, wandern umher und kehren schließlich in den Körper zurück. Ihr sehnlichster Wunsch: Nach Hause zurückzukehren und dort von den Hinterbliebenen endlich eine ordentliche Bestattung zu bekommen. Neben dem Heimweh ist ein weiteres Motiv das der Rache: Besonders Opfer von Unglücken oder Morden werden aus diesem Grund zu einem sehr bösartigen Untoten.
Es gibt allerdings noch eine weitere Art, wie ein Wiedergänger entstehen kann: Schwarze Magie. In diesem Fall hat der/die Beschwörer:in einen Bannzettel oder ein Siegel verwendet, um den lebenden Leichnam steuern zu können. Wie ein Puppenspieler seine Marionette sozusagen. Eine dritte und letzte Möglichkeit, einen Wiedergänger zu erschaffen, ist jene, einem niederen Dämon die Herrschaft über den Leichnam zu geben und ihn sozusagen „hineinfahren“ zu lassen.

Wie kann man einen Jiang Shi besiegen?

  1. Reiskörner oder glänzende Münzen: Wird man angegriffen, wirft man dem Untoten zunächst am besten Reiskörner vor die Füße. Er kann nicht widerstehen & muss anfangen, zu zählen!
  2. Die Luft anhalten: Jiang Shi sind fast blind und spüren ihre Opfer durch den Atemhauch auf.
  3. Endgültige Vernichtung des Wesens: Exorzismus oder heiliges Feuer.

Wo liegt der Ursprung der Legenden rund um den Jiang Shi?

Der Ursprung liegt im traditionellen Daoismus: Jeder Mensch hat eine gute, reine und eine unruhige, dunkle Seele. Stirbt man, fliegt die gute Seele in den Himmel, während die zweite Seele ins Jenseits übergeht. Es kann allerdings passieren, dass die dunkle Seele ihren eigenen Willen hat und bleibt – und vom Leichnam Besitz ergreift: Ein Jiang Shi betritt die Bühne.

Die Legenden rund um die Wiedergänger beruhen auch auf einer alten chinesischen Tradition: Verstarben die Verwandten auf einer Reise fern vom Heimatort, schickte man entweder eine:n „Leichensammler:in“ oder andere Verwandte los, um den Leichnam zu suchen und heimzubringen. Die Verbindung zum Mythos liegt in der Art, wie die Leichen transportiert wurden: Aufrecht, zwischen zwei elastischen Bambusstangen eingeklemmt und in Leichtentücher gewickelt. Zwei Männer trugen die Leiche so in die Heimat. Beim Tragen entstand durch die elastischen Bambusstangen der Eindruck, die Leiche würde hüpfen. Man nannte diese Praxis „Xiangxi gan shi“ (dt. „reisende Leichname aus Xiangxi“).

Welche berühmten Wiedergänger gibt es in Literatur und Film?

Der Jiang Shi hat in vielen Filmen seinen Platz gefunden: In zahlreichen Horrorfilmen der chinesischen – aber auch der internationalen Filmindustrie – findet sich ein Wiedergänger unter den Charakteren. Der bekannteste Film ist „Mr. Chinese Vampire“ (1986), im chinesischen Original „Jiang shi fan sheng“. Auch in der von 2000 bis 2005 veröffentlichten Zeichentrickserie „Jackie Chan Adventures“ muss sich der Held einem solchen Wesen stellen. Außerdem hat der Jiang Shi in einigen Anime-Produktionen seinen Platz als Untoter in der Filmwelt gefunden: Zum Beispiel in „Dragon Ball“ oder „Shaman King“.
In der japanischen Filmwelt tritt er als Kyonshī auf und ist der Antagonist in zahlreichen Video Games und Filmen.
Auch in der Literatur sind die Jiang Shi bekannte Sagengestalten: Das aber nicht nur in Mangas wie zum Beispiel „Rosario + Vampire“, „Dragon Ball“ oder „Die Monster-Mädchen“. Auch der chinesische Schriftsteller Pu Songling (17. Jahrhundert) ließ in seiner Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel „Liaozhai Zhiyi“ die Untoten in Erscheinung treten. In der postmodernen chinesischen Literatur tritt das Wesen vor allem in Märchen, Science-Fiction-Romanen aber auch im Kontext des magischen Realismus auf. Gleiches gilt für japanische Literatur, in welcher der Kyonshī auftritt.

Watch-List für alle Fans des untoten Wesens

  • Mr. Chinese Vampire (1986)
  • Jackie Chan Adventures (2000 – 2005)
  • Dragon Ball
  • Shaman King

Jackie Chan’s Kampf gegen einen Jiang Shi – Youtube

infozwerg idelbert auf sagengestalten.net erzählt mehr über den Jiang Shi

„Auch in dem Gameboy- & Nintendo-Spiel „Super Mario Land“ hüpft ein Jiang Shi über den Bildschirm: Pionpi. Pionpi ist übrigens auch die europäische Variante des japanischen Wortes für „hüpfen“ (pyon-pī). Dieser kleine Zombie trägt traditionelle chinesische Hoftracht und hüpft durch die Welt von Super Mario!“

Infozwerg Idelbert
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